Zuhause angekommen 😊😊😊
Das kann man in doppelter Hinsicht so sehen, endlich war ich aus dem Krankenhaus raus und endlich wohnte ich in dem Körper der zu mir passte.
Das Ergebnis der Operation war absolut traumhaft.
Äußerlich sah es so aus als ob ich so zur Welt gekommen wäre, es war auch nicht eine einzige Narbe sichtbar.
Nie werde ich vergessen wie ich zusammen mit meiner Frau vor unserem verspiegelten Schlafzimmerschrank saß und wir unsere ... verglichen.
Das war, auch rückwirkend betrachtet, ein echt lustiges Erlebnis.
Natürlich musste ich zusehen, das die noch junge Scheide nicht zusammenfällt und für den eventuellen Ernstfall groß genug war (wobei ich mir Sex mit Männern immer noch nicht vorstellen konnte).
Wie vom Arzt angeraten, besorgten wir im nächsten Erotikshop 2 Vibratoren mit unterschiedlichem Durchmesser für meine täglichen Bougierübungen.
Der erste Orgasmus ließ nicht lange auf sich warten und war absolut nicht zu vergleichen mit vorher.
Gefühle dieser Art kannte ich bis dahin noch nicht, es war wie ein nicht endendes Erdbeben 😊
Noch genauer will ich da nicht drauf eingehen, das geht keinen was an ;-)
Ich fühlte mich megaglücklich, Schmerzen hatte ich keine und mit jedem Tag wurde ich beweglicher.
Bis dahin war mein Leben so, wie ich es mir wünschte, doch das sollte sich bald ändern...
Ich fange mit meiner Arbeit an.
3 Wochen nach der Entlassung fühlte ich mich fit genug um wieder loslegen zu können.
Eindeutig zu früh !!!
Ich war weder mental, noch körperlich auf das vorbereitet, was mich jetzt erwartete.
Bei Arbeitsbeginn durfte ich als erstes bei meinem Chef antanzen.
Ab sofort hatte ich ein neues Tourgebiet, einen neuen LKW (die älteste Karre im Fuhrpark), und durfte zur Abwechslung zudem noch einen Anhänger mitnehmen.
An der Stelle möchte ich bemerken, dass ich vorher noch nie mit Anhänger auf Tour gewesen bin.
Mein Chef ließ mich seine eiskalte Ablehnung extremst spüren.
Ich habe ja schon zuvor lange Zeit mein Leben, auch auf der Arbeit, als Frau gelebt, trotzdem wollte er auch nach der OP noch immer nicht meinen Namen akzeptieren.
Nicht nur er, auch einige Leute auf Lager zerrissen sich den Mund über mich, es wurde viel getuschelt und von 2-3 Leuten schlugen mir massive Beleidigungen entgegen.
Guck dir DAS an !
Sowas perverses !
Das geht ja gar nicht !
Glücklicherweise waren nicht alle so, viele behandelten mich genau wie vorher und waren teils sogar interessiert.
Nichtsdestotrotz war meine erste Tour der Hammer.
Das Beladen meines LKW-Gespanns dauerte ewig, mit einem Schlag durfte ich doppelt soviel Ware mitnehmen wie vorher und meine noch recht frische Operation schränkte mich zusätzlich ein.
Körperlich hatte ich mir klar zu viel zugemutet.
Als ich endlich fertig war, wurde es nicht besser.
LKW mit Anhänger...
Noch nie hatte ich das gemacht, auf einmal durfte ich mit einem 17m Zug durch die Gegend, ohne das je gelernt zu haben.
Unsicherheit !
Angst !
Panik !
Der erste Arbeitstag dauerte von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr und trotzdem brachte ich die Hälfte meiner Ware wieder mit.
Ich durfte mir einiges anhören.
Mein Chef ließ keinerlei Ausreden gelten.
Es interessierte ihn nicht im geringsten, dass ich vorher noch NIE mit Anhänger unterwegs war, dass ich dieses Tourgebiet noch NIE gefahren bin, das zudem mit KEINERLEI Kartenmaterial, das ich MEHR Kunden ausliefern musste als jeder meiner Kollegen und das es mein erster Arbeitstag nach nur 5 Wochen Ausfall war, wobei bei einer Operation dieser Art normalerweise mindestens 3 MONATE Pause angesagt ist.
Ich war fix und fertig, biss trotzdem die Zähne zusammen.
Monatelang wurde es nicht besser, ich ging durch die Hölle.
Ohne meinen Engel wäre ich wahrscheinlich zusammengebrochen, sie sprach mir immer wieder Mut zu, versuchte mich aufzubauen.
Trotzdem habe ich viel geweint.
Ich hatte kaum noch Zeit mein neues Leben zu leben, kaum noch Zeit Freude zu empfinden.
Fairerweise muss ich unbedingt erwähnen, dass die Führungsetage der Spedition Koch international geschlossen hinter mir stand, es fanden sogar Aufbaugespräche statt !!
Mein Chef war nur Subunternehmer dieser Spedition.
Ich versuchte mich bei anderen Arbeitgebern zu bewerben, komischerweise waren trotz Zeitungsannoncen mit Stellenangeboten nirgends freie Stellen.
Auch Sätze wie:" Wir sind ja eigentlich tolerant, aber was sollen unsere Kunden denken ?" durfte ich mir anhören.
Irgendwann wurde es auf meiner Arbeit wieder besser.
Ich wurde nach und nach nicht mehr schief angesehen, das tuscheln wurde weniger, es war nichts neues mehr, ich war schlicht und einfach nicht mehr interessant.
Ich wurde zur Normalität.
Meine Arbeitszeiten normalisierten sich und mein Chef sah ein, dass er mich trotz massiven Mobbings nicht zum aufgeben bewegen konnte.
Eines Tages kam sogar eine indirekte Anerkennung von ihm:
"Ich hätte nie gedacht, dass du das durchhältst."
Mittlerweile war ich eine ganz normale Mitarbeiterin und Arbeitskollegin.
Naja, fast...
Da war noch die Sache mit meinem Namen...
"Ich nenne dich erst Tina wenn du mir deine Tit... zeigst" kam aus seinem Mund.
Das passierte solange bis ich zu ihm sagte: "Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dass du mich endlich bei meinem Namen nennst, dann morgen früh in deinem Büro unter 4 Augen !"
Die Reaktion war göttlich !
"Das meinst du nicht ernst ?!?" erwiderte er.
"Doch, wenn es nicht anders geht..."
Und dann, endlich: "ok, du hast gewonnen !!"
- innerliche Freudensprünge -
Von da an war es ein, zwar extrem harter, aber normaler Job.
Kommen wir zum privaten.
Mein kleiner Engel war, und ist es auch heute noch, heterosexuell.
Wir liebten uns weiterhin über alles und hatten auch viel Spaß miteinander, auf sexueller Ebene lief aber sehr lange Zeit überhaupt nichts mehr.
Wir spielten viel am Computer, schauten fern, die einzige größere Abwechslung waren die Treffen mit unserem Opel-Club.
Unsere große Leidenschaft war unser Opel Calibra.
Zwischendurch trafen wir uns mit einer Freundin, die ebenfalls einen transsexuellen Hintergrund hatte.
Vielleicht aufgrund der fehlenden körperlichen Enthaltung, vielleicht auch wegen irgendeinem Drang mich selbst auszuprobieren, kam es wie es kommen musste.
Ich machte Fehler, reichlich Fehler, die unsere Ehe auf eine harte Probe stellten.
Ich möchte da, aus hoffentlich verständlichen Gründen, nicht näher drauf eingehen.
Es folgten harte Jahre, mein Schatz hatte verständlicherweise ihr Vertrauen in mich verloren und es dauerte sehr, sehr lange, bis es wieder besser wurde.
Das erste Mal nach der Operation Sex mit meinem Engel war unbeschreiblich, ist mir jetzt auch egal ob es euch interessiert.
Ca. 3 Jahre dauerte es und unsere Liebe war wieder ganz die Alte, mehr noch, es war besser als vorher !
Im Endeffekt hat uns das Durchhalten noch fester zusammengeschweißt.
Ansonsten gibt es über unsere letzten Jahre in Deutschland nicht mehr viel zu erzählen.
Die Arbeitszeiten als Kraftfahrerin wurden im Laufe der Jahre aufgrund immer mehr Arbeit wieder länger (das hatte nichts mehr mit mir zu tun ;-) ), so das sich meine Mittagspause an meinem Stammimbiss bei Luise in Lübbecke immer weiter nach hinten verlagerte, teilweise erst 17 Uhr.
Luise war mittlerweile eine gute Freundin, und so sprach sie mich darauf an, wie lange ich mir das noch gefallen lassen wolle.
Ich antwortete:"eigentlich gar nicht, aber ich finde keinen anderen Job."
"Könntest du dir eventuell vorstellen nach Mallorca auszuwandern ?" kam die Frage, "ich kenne da jemanden !"
weiter geht es mit Mallorca (Auswanderung)